Welche Vorteile hat der Rehasport in der Neurologie für Anbieter?

Rehasport Neurologie

Die große Versorgungs-Lücke in der Neurologie

Bereits im August 2022 haben wir in einem Blogbeitrag über die große Versorgungs-Lücke im Rehasport für Neurologie-Patienten berichtet. 60 % der Bevölkerung sind von einer neurologischen Erkrankung betroffen, mit einer, durch die älter werdende Gesellschaft in Deutschland steigenden Tendenz, laut der Studie „Global Burden of Diseases“ von 2016. Der Rehasport könnte als ergänzende Maßnahme zu den Heilmitteln wie z.B. Physio- und Ergotherapie eine gesellschaftlich relevante Rolle übernehmen.

Sozialer Austausch in den Rehasport-Gruppen ist wichtig

Durch das Training in der Gruppe ist Rehasport ideal geeignet, um neurologisch Erkrankten einen Weg in den Sport zu ermöglichen und eine Isolation von schwer betroffenen Menschen zu verhindern. Gerade bei indikationsspezifischen Gruppen, z.B. einer Parkinson-Gruppe erfüllt die Gruppe häufig auch den zusätzlichen Zweck einer Selbsthilfe-Gruppe. Die Gruppe bietet nicht nur ein wichtiges Bewegungsangebot, sondern ist durch die Regelmäßigkeit häufig auch ein ganz wichtiger sozialer Bezugspunkt und strukturiert den Alltag der Betroffenen. Theoretisch könnte also der Rehasport in der Neurologie einen riesigen Bedarf an Bewegungsangeboten für neurologisch Erkrankte decken. In der Praxis sieht dies leider ganz anders aus. Bekommt man eine ärztliche Verordnung für den Rehasport mit einer neurologischen Diagnose ausgestellt, beginnt meistens eine frustrierende Suche. In den meisten Regionen gibt es überhaupt keine passenden Angebote. Nur wenige glückliche Teilnehmer haben die Möglichkeit passend zu ihrem Krankheitsbild zu trainieren. Häufig werden neurologisch Erkrankte in orthopädische Gruppen „umgesteuert“ und sind nicht optimal versorgt. Elina Wilhelm vom Team Rehasport erläuterte in dem Webinar am 07.09.2023 „Neurologie-Gruppen im Rehasport anbieten“ warum alles dafür spricht sich als Anbieter an die Neurologie heranzuwagen und gab praktische Beispiele wie man als Anbieter*in am besten vorgeht.

In vielen Regionen gibt es keine passenden Angebote

Ein aufrüttelnder Blick auf unsere Zahlen: Von unseren 3.069 Rehasport-Gruppen, welche in unserem Netzwerk stattfinden, sind nur 49 Gruppen für die Indikation Neurologie zertifiziert. Seit August 2022 sind nur 10 Neurologie-Gruppen bundesweit hinzugekommen.

  • In Baden-Württemberg sind noch die meisten Neurologie-Gruppen zu finden: Von 1564 Gruppen sind 43 Neurologie-Gruppen.

In den anderen Bundesländern ist der Neurologische Rehasport buchstäblich nicht vorhanden.

  • In Bayern finden von 276 Gruppen nur 4 Gruppen für Neurologie-Patienten statt.
  • In den Bundesländer NRW und Sachsen findet jeweils nur eine Gruppe als Neurologie-Gruppe statt.
  • In Hessen ist keine einzige für Neurologie-Patienten vorhanden, ebenso schauen Neurologie-Patienten in Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Rheinland-Pfalz in die Röhre, da es kein passendes Angebot gibt.
Rehasportgruppe Neurologie

Notlösung: Umleitung in orthopädische Gruppen ist nicht ideal

Was passiert mit neurologischen Patienten, wenn sie eine Rehasport-Verordnung vom Arzt erhalten? Sie werden oftmals über eine orthopädische Nebendiagnose umgeleitet in orthopädische Gruppen, damit sie überhaupt eine Möglichkeit erhalten am Rehasport teilzunehmen. Das mag im Einzelfall manchmal passend sein, aber für die meisten neurologischen Patienten ist eine orthopädische Gruppe nicht ideal. Mit Ataxien, Lähmungserscheinungen und Gleichgewichtsstörungen sind viele Übungen aus den orthopädischen Gruppen nicht sinnvoll und benötigen eine an das neurologische Krankheitsbild angepasste Herangehensweise. Parkinson-, Multiple Sklerose- und Schlaganfall-Patienten sind darauf angewiesen, dass Übungsleitungen mit ihrem Krankheitsbild vertraut sind. Neurologisch Erkrankte haben typischerweise zwar ebenfalls orthopädische Symptome wie Nackensteifigkeit, Muskelschwäche oder Bewegungsstörungen, aber haben ganz andere Ziele als orthopädische Teilnehmer.

Ziel der neurologischen Rehasportler sind meist:

  • Bewegungseinschränkungen „hinauszögern“
  • Alltagsbeweglichkeit erhalten
  • Lebensqualität erhalten bzw. steigern
  • Sozialer Austausch

Rehasport in der Neurologie hat viele Vorteile für Rehasport-Anbieter*innen

Warum gibt es so wenig neurologische Angebote? Es entscheiden sich zu wenig Übungsleitungen für eine neurologische Ausbildung, dabei sprechen viele gute Gründe für die Ausbildung in der Neurologie.

  • Wenig Aufwand bei der Bewerbung. Es besteht eine sehr große Nachfrage in der Neurologie nach Bewegungsangeboten, durch steigende Zahlen von Erkrankten. Sobald sie Neurologen in ihrer Umgebung über ihre Neurologie-Angebot informieren, werden ihre Gruppen schnell gefüllt sein. Sie haben sehr gute Chancen eine hohe Gruppen-Auslastung zu erzielen.
  • Als neurologisch ausgebildete Übungsleitung haben sie ein Alleinstellungsmerkmal auf dem Gesundheitsmarkt, denn nur wenige Übungsleitungen absolvieren diese Ausbildung. Sie können sich mit ihrem neurologischen Angebot von anderen Rehasport-Anbietern abheben und haben eine ganz neue Zielgruppe.
  • Sie haben weniger Aufwand durch eine hohe Termintreue der Teilnehmenden. Teilnehmende von neurologischen Gruppen profitieren besonders von dem regelmäßigen sozialen Miteinander mit anderen Betroffenen und erleben, dass sie nicht allein sind mit ihrer Krankheit. Der Rehasport hat typischerweise innerhalb dieser Patientengruppe eine besondere Priorität im Terminkalender, welches sich positiv auf die Teilnahmequote auswirkt. Dies führt oftmals zu sehr gut zusammengewachsenen Neurologie-Gruppen, in denen sich die Teilnehmer gegenseitig unterstützen und eine besonders gute Bindung an die Gruppe und die Übungsleitung haben.
  • Sie haben weniger Aufwand durch eine geringere Fluktuation aufgrund von langfristigen Verordnungen. Menschen mit Krankheitsbildern wie Schlaganfall, Multiple Sklerose, Morbus Parkinson und Demenz erfüllen formal alle Kriterien, um sogar eine längerdauernde Rehasport-Verordnung mit 120 Einheiten in 36 Monaten ärztlich verordnet zu bekommen.
  • Viele Anbieter profitieren davon, dass der Rehasport viele Menschen in ihre Einrichtung führt. Bei neurologischen Gruppen verstärkt sich dieser Effekt, da die Teilnehmer häufig noch Angehörige mitbringen. Hier haben sie die Möglichkeit auch für die Angehörigen ansprechende Selbstzahler-Angebote zu kreieren, z.B. Wellness-Angebote, Yoga, Pilates, Geräte-Zirkel, Entspannungsübungen für Angehörige.
  • Als Anbieter ist eine breite Angebotspalette nicht nur für ihre Kunden attraktiv. Auch Übungsleitungen suchen Entwicklungsmöglichkeiten und facettenreiche Arbeitsumfelder. Das Arbeiten mit neurologisch Erkrankten macht nicht nur Spaß, sondern ermöglicht als Übungsleitung eine Weiterentwicklung und ein ganz neues und spannendes Tätigkeitsfeld. Unsere neurologischen Übungsleitungen sind sehr zufrieden und bleiben erfahrungsgemäß in dem Feld tätig.
Beispiel: Übungsleiterin Stefanie Pohl aus Erftstadt kann nach dem Block 60 schnell starten

Unsere Kooperationspartnerin Stefanie Pohl aus Erftstadt ist seit 2015 im Rehasport aktiv und leitet erfolgreich Orthopädie- und Innere Medizin-Gruppen. Aktuell befindet sie sich gerade in der Neurologie-Ausbildung, dem Block 60-Lehrgang beim BRSNW in Bergisch-Gladbach und ist schon fasziniert von der Neurologie. Sie berichtet mir, dass sie sich dazu entschlossen hat, weil sich immer mehr Neurologie-Patienten in ihren Gruppen befinden und sie auf die Teilnehmerinnen besser eingehen möchte. Auch sie hat die Erfahrung gemacht, dass immer mehr Rehasportlerinnen mit neurologischen Krankheitsbildern umgeleitet werden in orthopädische Gruppen. Sie verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz im Rehasport und möchte nun endlich auch den Teilnehmenden mit neurologischen Krankheitsbildern gerecht werden. Außerhalb vom Rehasport hatte sie noch keine Berührungspunkte mit Neurologie-Patienten, sie wollte einfach neugierig und unvoreingenommen an das Thema Neurologie rangehen.

Übungsleiterin Neurologie Stefanie Pohl
Stefanie Pohl,
Rhein-Erft-Fitness  
Großer Spaßfaktor in der Neurologie-Gruppe

„Der Lehrgang ist in zwei Teile aufgeteilt. Den ersten Teil mit fünf Tagen am Stück habe ich gerade absolviert. Der zweite Teil, welcher vier Tagen umfasst, folgt nach einer zweiwöchigen Pause. Ein Lehrgangstag dauert von morgens 9 Uhr bis abends um 18 Uhr,“ berichtet Stefanie Pohl. „Der Lehrgang ist sehr intensiv und besteht aus einem Drittel Theorie und zwei Drittel Praxis. Bisher lag der Schwerpunkt auf den Krankheitsbildern, von welchen die meisten Patienten betroffen sind: Morbus Parkinson, Schlaganfall, Multiple Sklerose und Demenz. Hier fühle ich mich tatsächlich sehr gut vorbereitet, auch wenn ich mir zu Hause noch einiges an Literatur anlesen werde,“ erzählt Stefanie Pohl. „Man sollte auf jeden Fall ein tiefergehendes Interesse an der Neurologie mitbringen.“ Zusätzlich zum Lehrgang muss Frau Pohl einige Stunden in einer Neurologie-Gruppe hospitieren. Ihr erste Hospitation hat sie absolviert und durfte eine sehr abwechslungsreiche Stunde mit einem großen Spaßfaktor erleben. Es wurde trainiert, viel gelacht und gespielt. Besonders positiv ist ihr aufgefallen, welches intensives Vertrauensverhältnis die Teilnehmenden in der Neurologie-Gruppe untereinander und auch zur Übungsleiterin haben. Frau Pohl freut sich schon darauf ihre Rehasportler*innen zukünftig noch besser versorgen zu können und mit ihren Angeboten aus 3 Indikations-Gruppen Orthopädie, Innere Medizin und Neurologie ihre Angebotspalette zu erweitern.

Wie können auch Sie Rehasport-Übungsleitung in der Neurologie werden?
  • Ohne Vorqualifikation muss zuerst der Block 10 (Grundlagen) 90 Lerneinheiten absolviert werden, anschließend erfolgt dann den Block 60 (Neurologie) mit 90 Lerneinheiten:

B10_Lehrgänge_DBS

B60_Lehrgänge_DBS

  • Ist bereits eine Rehasport-Lizenz vorhanden, z. B. Orthopädie muss nur noch der Block 60 (Neurologie) mit 90 Lerneinheiten absolviert werden:

B60_Lehrgänge_DBS

  • Physiotherapeut*innen können an einem verkürzten Sonderlehrgang mit 16 Lerneinheiten teilnehmen:

Sonderlehrgang Physiotherapeut*in Neurologie_DBS

Gerne beraten wir sie zur Ausbildung sowie zur Zertifizierung von neurologischen Gruppen. Schreiben Sie einfach eine E-Mail an das Team Rehasport: info@teamrehasport.de oder rufen sie uns an unter Tel.: 0711-7585778-20.

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DBS-Lehrgangsplan für 2020 online 04.10.2019 Der DBS-Lehrgangsplan für das Jahr 2020 ist offiziell publiziert. Für alle Übungsleiter und Interessierte sicherlich interessant.