Praxistag Rehasport und Demenz
Fachvortrag und Praxisinput zur Durchführung von Rehasport für Teilnehmende mit multimorbidem Krankheitsbild und dementiellen Begleiterscheinungen
Zum Praxistag Rehasport & Demenz hatte das Team Rehasport am 9. Oktober eingeladen. Um möglichst allen interessierten Übungsleiterinnen und Übungsleitern die Teilnahme zu ermöglichen, wurde die Veranstaltung in hybrider Form durchgeführt.
Sechs Personen nahmen vor Ort im Team-Rehasport-Büro in Leinfelden-Echterdigen teil und insgesamt zwölf Personen online per Zoom.
Das Programm war von langer Hand geplant und musste zunächst in 2020 aufgrund der Coronapandemie ausfallen. Bereits im Sommer 2019, als die Kooperation mit der Alzheimer Gesellschaft Baden-Württemberg entstanden ist, kam die Idee auf, eine Fortbildung zum Thema Rehasport für Demenzerkrankte anzubieten.
Im Netzwerk des Team Rehasport sind in den letzten Jahren Rehasport-Gruppen, die im Alten- und Pflegeheim durchgeführt werden, für viele Rehasport-Anbieter oder selbständige Übungsleiterinnen und Übungsleiter ein interessantes Geschäftsfeld geworden. Bundesweit bieten bereits an 68 Standorten Netzwerk-Partner Rehasport in Pflegeheimen oder Seniorenresidenzen an.
Arbeit mit Demenzerkrankten ist herausfordernd
Die Kommunikation mit Demenzerkrankten stellt dabei eine große Herausforderung dar. Doch diejenigen, die sich trauen mit der Zielgruppe zu arbeiten, sind beeindruckt von der positiven Wirkung, die Rehasport auf die Teilnehmenden hat. Grundkenntnisse über die Krankheit sind wesentlich für eine passende Ansprache der Teilnehmenden oder den angemessenen Einsatz von Sportgeräten und Musik.
Daher richtete sich der Praxistag an alle interessierten Partner*innen, die wissen möchten, wie Rehasport mit Demenzerkrankten ganz konkret organisiert und umgesetzt werden kann.
Was ist Demenz? - Expertin Ute Hause erklärt
Am Vormittag vermittelte Ute Hauser, Geschäftsführerin der Alzheimer Gesellschaft, was für die Kommunikation mit demenzerkrankten Teilnehmenden wichtig ist, damit die Integration in eine Sportgruppe gelingen kann.
Sie machte deutlich, dass zu den wichtigsten Therapieformen gegen Demenz auch die körperliche Aktivität zählt. Neben Grundlagenwissen enthielt ihr Vortrag zahlreiche Anekdoten aus ihrem Arbeitsalltag. Diese Beispiele vermittelten den Zuhörenden wie Demenzerkrankte wahrnehmen und fühlen.
Verständnis ist ein wichtiger Schlüssel
Die Online- und Präsenzteilnehmenden hatten die Möglichkeit, ihre Fragen aus der Praxis zu stellen. „Wie kann ich Teilnehmer motivieren, zur Rehasport-Stunde zu kommen?“ oder „Was tun, wenn meine Teilnehmerin gerade in ihrer ganz eigenen Welt steckt und ich nicht zu ihr durchdringen kann?“ „Welcher Impuls ist passend, wenn ein Teilnehmer mitten in der Gruppestunde aussteigt? Wie kann ich ihn zurückholen?“. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer erhielten von Ute Hauser wertvolle Tipps und konnten durch Rollenspiele in die Welt eines Demenzerkrankten hineinfühlen. Grundsätzlich ist Empathie immer ein wichtiger Schlüssel, um einen Demenzerkrankten zu erreichen. „Es gibt keinen Tipp, der immer passt. Wichtig ist es, Verständnis aufzubringen für sein Gegenüber“, so das Resümee der Referentin.
Auch für die Umgebung, in der eine Sportstunde stattfindet, konnte Frau Hauser konkrete Tipps geben:
- Keine Ablenkung durch Radio oder Fernseher
- keine Blumentapete oder stark gemusterte Bodenbeläge
- Für eine sehr gute Beleuchtung sorgen
- Jede Störquelle vermeiden
Alle Teilnehmenden am Vortrag konnten nicht nur viel interessantes Wissen rund um das Thema Demenz mitnehmen, sondern auch eine Urkunde, die sie zukünftig als „Demenz-Partner“ auszeichnet.
Lothar Kienle: Aus der Praxis für die Praxis
Am Nachmittag lernten die Teilnehmenden, wie eine Rehasport-Stunde in einem Alten- und Pflegeheim aussehen kann.
Lothar Kienle bietet seit 2015 mit großem Engagement Rehasport für Bewohner und Gäste in Alten- und Pflegeheimen an. Er organisiert inzwischen an über 40 Standorten in Baden-Württemberg und Bayern Rehasport-Gruppen in Alten- und Pflegeheimen und leitet viele davon mit großem Herzblut selbst an.
Diesen einzigartigen Erfahrungsschatz brachte er mit zum Praxistag. In einem kurzen theroretischen Überblick erklärte er, wie er seine Gruppen zusammensetzt und seine Stunden aufbaut. Er berichtete, welche organistorischen und persönliche Voraussetzungen erfüllt sein müssen, um mit Teilnehmenden mit multimorbidem Krankheitsbild und dementiellen Begleiterscheinungen arbeiten zu können. Der Schwerpunkt setzt er dann auf die Übungen, die alle mitmachen durften.
Während er die Kleingruppe vor Ort anleitete, gab er auch viele warmherzige Anekdoten aus seiner Arbeit mit hochaltrigen oder demenzerkrankten Gruppenmitgliedern wieder.
Lothar Kienle stellte verschiedene Kleingeräte vor, wie zum Beispiel Bälle, Ringe oder Therabänder. Und er warb für den Einsatz von Alltagsmaterialien für Gymnastik-Übungen oder Gruppen-Spiele. “Das wichtigste aber ist“, so der vielfach ausgebildetete Übungsleiter, „dass die Stunden abwechslungsreich gestaltet sind und dass wir Übungsleiter Freude ausstrahlen.
Austausch im Netzwerk fördern
Zum Abschluss des Praxistages gab es eine kurze Feedbackrunde. Über die positiven Rückmeldungen freut sich das Team Rehasport sehr.
„Eine sehr angenehme Atmosphäre, vor Ort in einer kleinen Gruppe miteinander zu arbeiten – Super!“
„Ich habe mich sehr gefreut, dass ich dabei sein durfte! Es war eine großartige Veranstaltung. Kompliment an alle!“
„Ein riesiges Kompliment: Ich fand die Fortbildung sehr gut organisiert und auch inhaltlich wirklich toll!“
„Danke für die sehr informative Veranstaltung. Bin schon gespannt, was es im nächsten Treffen zu erfahren gibt.“
„Es war toll, heute mit Lothar Kienle einen von uns hier zu haben – der Übungsleiter ist so wie wir! Aus der Praxis für die Praxis! Das ist ein riesen Mehrwert für mich.“
Fazit des Team Rehasport: Wir haben unser Ziel erreicht, mit den jährlich zweimal stattfindenden Netzwerktreffen möchten wir für unsere Partnereinrichtungen genau das bieten: eine Plattform um sich auszutauschen und voneinander zu lernen.