Tanja Engelen, Atmungstherapeutin am Helios Klinikum Niederberg und Übungsleiterin B Rehabilitationssport Innere Medizin bietet seit 2020 in Kooperation mit dem TeamRehasport spezielle Lungensport-Gruppen an. Ihre Mission ist es, die Bedeutung des Rehasports im Bereich der Atmungstherapie bekannter zu machen. Auf dem Atmungstherapeuten-Kongress der DGP in Köln wird sie am 21. September über die Vorteile des Rehasports informieren.
In den insgesamt drei Lungensport-Gruppen von Tanja Engelen trainieren Menschen mit unterschiedlichen Lungenerkrankungen, beispielsweise Asthma, COPD (chronisch obstruktive Lungenerkrankung) und Lungenfibrose oder auch Menschen, die an den Folgen einer Covid-19 Erkrankung leiden. Durchgeführt werden die Lungensport-Gruppen in einem Gymnastikraum des Helios-Klinikums in Velbert.
Menschen mit chronischen Lungenerkrankungen sind nicht in der Lage, sich sportlich in der Form zu betätigen wie andere Menschen. Das hat zur Folge, dass die Leistungsfähigkeit immer mehr abnimmt. Schon kleine Bewegungen im Alltag, wie Einkaufen, Gartenarbeit oder Treppensteigen führen häufig zu Luftnot. Dieses Phänomen führt oftmals zu einem Teufelskreis: Vermeidung von Bewegung aufgrund von Luftnot resultiert in Muskelabbau und schlechterer Ausdauer, wodurch die Atemnot bei geringerer Belastung noch zunimmt. Im Extremfall können nur noch geringe Strecken innerhalb der Wohnung zurückgelegt werden. Soziale Isolation und Depression sind die Folgen.
Tanja Engelens Lungensportgruppen setzen genau da an: Sie legen besonderen Wert auf Übungen zur Verbesserung von Kondition und Ausdauer. Außerdem bieten die Rehasport-Stunden den Teilnehmenden einen Raum, in dem sie sich mit Gleichgesinnten austauschen können.
Tanja Engelen wirbt auf dem Atmungstherapeuten Kongress in Köln für Lungensport
Trotz der positiven Wirkung des Lungensports handelt es sich um eine Nische: Es gibt viel zu wenig wohnortsnahe Angebote. Auch im deutschlandweiten TeamRehasport-Netzwerk stellt Lungensport im Vergleich zu Orthopädie-Gruppen eine kleine Minderheit dar.
Daher freuen wir uns, dass Tanja Engelen als Markenbotschafterin für das TeamRehasport auf dem Atmungstherapeuten-Kongress der DGP in Köln am 21. September für den Lungensport werben wird. Sie wird einen Vortrag über diese wichtige Therapieform halten und einen Workshop anbieten, in dem sie Übungen aus ihren Rehasport-Stunden vorstellt. Zudem möchte sie Atemtherapeut*innen aufzeigen, wie sie Rehasport in ihrem Therapieangebot integrieren können
Im Interview mit dem TeamRehasport
In einem Interview, das wir mit der erfahrenen Atmungstherapeutin geführt haben, berichtet Tanja Engelen von Ihren Lungensportgruppen.
Wie ist das Angebot entstanden und wie hat es sich weiterentwickelt?
„Ich habe Anfang 2020 mit Patientinnen und Patienten aus dem Helios Klinikum Niederberg gestartet. Seit 2017 bin ich dort als Atmungstherapeutin tätig und wollte mit Rehasport ein kontinuierliches Folgeangebot schaffen. Ziel war es, die Lebensqualität und die Leistungsfähigkeit der Betroffenen nachhaltig zu verbessern und sie dabei zu unterstützen, wieder aktiver am Leben teilzuhaben.“
Zu Beginn stand die Ausbildung und die Bewerbung des Angebots. Tanja Engelen berichtet uns, dass sie in verschiedenen Lokalblättern Werbung gemacht hat, die zuweisenden Ärzte kontaktiert und sogar einen Beitrag in einem lokalen Radiosender über ihr Lungensport-Angebot initiiert hat. Die medienaffine Übungsleiterin macht regelmäßig auf den Lungensport aufmerksam und hat es sogar in die Fernsehsendung „Lokalzeit Bergisches Land“ beim WDR geschafft. Sie erzählt uns, dass zunächst vor allem Patient*innen des Helios Klinikums teilnahmen, aber durch Werbung und Mundpropaganda immer mehr Interessierte hinzu kamen, sodass sie ihre Gruppen auf zwei erweitern konnte. Auch während der Coronapandemie bot Tanja Engelen Rehasport an. Im Online-Format konnten ihre Teilnehmer*innen von zu Hause aus Rehasport teilnehmen. Nach Covid war sie in der Lage, eine dritte Gruppe zu eröffnen.
Wie sehen typische Stundeninhalte im Lungensport aus?
Im Fokus stehen vor allem Übungen zur Verbesserung von Kondition und Ausdauer, denn Menschen mit chronischen Lungenerkrankungen befinden sich häufig in einer Spirale der De-Konditionierung. Ein weiteres zentrales Thema ist die Koordination von Bewegung und Atmung.
Die Übungen müssen speziell auf die Bedürfnisse von Patient*innen mit chronischen Atemwegserkrankungen abgestimmt und dosiert werden. Tanja Engelen betont, dass auch Vorkenntnisse im medizinischen Bereich entscheidend sind, um Notfallsituationen bei Atemnot richtig einschätzen und angemessen intervenieren zu können
Was macht eine gute Lungensport-Gruppe aus?
Bei der Antwort auf diese Frage wird das umfassende medizinische Fachwissen der Übungsleiterin deutlich, das sie über ihren beruflichen Werdegang als Pflegekraft in der Intensivmedizin und ihre Ausbildung als Atmungstherapeutin erworben hat, bereits bevor sie die Zusatzqualifikation als Übungsleiterin im Bereich Innere Medizin absolviert hat.
Sie rät Übungsleiter*innen sich sehr genau über das Krankheitsbild jedes einzelnen Teilnehmenden zu informieren und mögliche Komplikationen oder Kontraindikationen zu kennen. Es sind einfach sehr kranke Menschen, die an Lungensport-Gruppen teilnehmen. Als Übungsleitung muss einem klar sein, dass auch medizinische Notfälle auftreten können, bei denen man dann adäquat reagieren muss. Diese Notfallsituation müssen trainiert werden.
Ihr Erfolgsrezept für eine gute Lungensport-Gruppe besteht darin, die Teilnehmenden ernst zu nehmen, deren Fragen zu beantworten und individuelle Beratungen anzubieten. Wer bei Tanja Engelen Rehasport macht, erhält nicht nur eine Rehasport-Einheit, sondern zusätzlich noch eine individuelle Beratung durch die erfahrene Atmungstherapeutin. Diese Fachexpertise schätzen ihre Teilnehmerinnen und Teilnehmer und bleiben ihr treu. Tanja Engelen berichtet: „Ich habe Teilnehmerinnen der ersten Stunde, die nach wie vor regelmäßig gerne kommen.“
Besonders freut sich die engagierte Übungsleiterin darüber, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer über das gemeinsame Sport treiben zu einer Art Selbsthilfegruppe zusammenfinden. Daher ist ihr in den Rehasport-Stunden auch wichtig, dass die Menschen sich wohlfühlen und dass sie sehen, dass auch andere Menschen mit ähnlichen Problemen da sind und darüber ein Austausch untereinander stattfindet. Tanja Engelen berichtet, dass ihre Teilnehmenden untereinander gut vernetzt sind und sich auch schon privat zum Walken getroffen haben, wenn sie mal aufgrund von Krankheit ausgefallen ist.
Welche Tipps würden Sie Übungsleiterinnen und Übungsleiter, die eine neue Lungensport-Gruppe aufbauen möchten, mitgeben?
Gefragt nach den Tipps, die sie an interessierte Kursleiter*innen oder Atmungstherapeut*innen weitergeben kann, empfiehlt sie, zusätzlich zur Übungsleiter-Ausbildung viel zu hospitieren, um von anderen Übungsleitungsleiterinnen und Übungsleitern zu lernen. Sich immer wieder Gruppen anschauen auch über die verpflichtenden Hospitationen hinaus, das ist extrem wichtig.
Interesse geweckt? Wir stellen gerne den Kontakt her.
Wer Interesse an näheren Informationen hat, kann uns gerne kontaktieren. Tanja Engelen bietet eine Hospitation in ihren Stunden gerne an.
Wer als TeamRehasport-Übungsleiter direkt intensiv einsteigen möchte kann am Lungenkongress am 21. September in Köln an Ihrem Vortrag und anschließendem Workshop mit Stundenbild teilnehmen.
Bei Interesse, melden Sie sich gerne bei uns – wir stellen den Kontakt her.
Ansprechpartnerin: Almut Ulrich
Mail: almut.ulrich@teamrehasport.de
Tel: 0711 7585778-26